Monatsgedanke Juni-Juli
von Monika Visintin
Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.
Ein Sommerlied soll Sie begleiten. Gerade in diesen schwierigen Zeiten. In den letzten Monaten sind wir wie gebannt gewesen. Corona hatte und hat uns irgendwie im Griff. Wir starrten (und starren?) auf die Zahlen der Infektionen, die Anzahl der Spitaleintritte und der Todesfälle. Womöglich waren wir direkt betroffen. Wir sind infiziert oder erkrankt gewesen; mussten Abschied nehmen ohne uns nochmals zu umarmen. Quarantäne; Pläne aufgegeben. Aber auch: Es ging an mir vorbei. Ich hatte Glück. Unsichere Zeiten.
Und gerade darum. Hinein in unsere schwierige Zeit jetzt also ein Sommerlied. Es ist ein Lied von Paul Gerhardt. Entstanden in schwerer Zeit. In den Nachwehen des dreissigjährigen Krieges. Pestzeit. Da gab es nichts zu singen. Ausser Klagelieder anzustimmen. Oder doch nicht? Das ganze Lied ist ein Blick ins Weite (Gesangbuch Nr. 537). Heraus aus der Engnis und den deprimierenden Nachrichten. Es gibt noch mehr als Corona. Der Glaube führt ins Freie. Er überwindet die Ohnmacht. Das Leid ist da. Aber hier lockt einer in das Staunen. Die aufblühende und wunderschöne Schöpfung. Sie geht weit hinaus über die Tränen, die Angst und den Zweifel. Wir werden beinahe verführt. Verführt zur Freude, zur Anschauung, zum Staunen und zum Danken. Lassen Sie es bitte zu. Es ist Sommer...
Text: Hermann Maywald
Bild: Jürgen Wentzel