Bericht der Kirchgemeindereise „Auf den Spuren der Waldenser“

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„Widerstandsfähig und offen“- Kirchgemeindereise „Auf den Spuren der Waldenser“

22 Reiselustige aus Romanshorn und Umgebung waren vom 27.05. – 03.06. im Piemont unterwegs. Wie schon auf der Englandreise wurde der Car von Hans Martin Enz chauffiert, eingeladen hatte die ev. Kirchgemeinde. Einige waren schon 2019 bei der Englandreise dabei gewesen, das freute Martina Brendler als Reiseleiterin ebenso wie die Tatsache, dass 2022 noch mehr Reisefreudige teilnahmen.

Seit dem 12. Jahrhundert gibt es in Italien die Waldenserbewegung. Von einer „Waldenserkirche“ spricht man erst, seit sich die vorreformatorische Armutsbewegung, die auf einen Mann namens Valdes zurückgeht, der Reformation anschloss.

Die Waldenser waren zahlenmässig immer in der Minderheit gegenüber der römisch-katholischen Bevölkerung. Heute zählt die Waldenserkirche etwa 98‘000. Mitglieder bei ca. 60 Millionen italienischen Staatsbürger:innen. Ihre Geschichte erzählt von jahrhundertelanger Verfolgung und Unterdrückung durch kirchliche und weltliche Machthaber. Erst 1848 bekamen sie Bürgerrechte und durften dann auch offiziell Gottesdienst feiern.

„Es gab in unserer Geschichte immer auch Perioden der Duldung“, so die Waldenserpfarrerin Elisabeth Loeh-Manna, die die Reisegruppe vor Ort begleitete, „aber das Haus Savoyen und der französische König Louis XIV. waren wirklich nicht unsere Freunde.“ Überlebt haben die Waldenser, weil sie treu und widerstandsfähig, aber auch, weil sie offen für Allianzen waren, sei es in reformatorischen Zeiten oder in der Neuzeit durch die Partnerschaft mit der methodistischen Kirche.

Auf den Fahrten durch die Waldensertäler des Piemont (Val Chisone, Val Angrongna und Val Germanasca) sah die Gruppe die „Höhlenkirche“, in der heimlich Gottesdienste und Bibelstunden gehalten wurde, einen kleinen Schulraum, in denen die Kinder der umliegenden Bauernhöfe lesen, schreiben und rechnen lernten, sowie eine Ausstellung über die Stellung von Frauen, die bei den Waldensern von Beginn an das Recht hatten zu predigen und als Lehrerinnen und Multiplikatorinnen wirkten.

Offiziell durften Waldenser keine Waffen benutzen. Aber eine Mischung aus Messer und Spiess, die im Museo Valdese in Torre Pelice aufbewahrt werden, wurde auch zur Verteidigung benutzt.

Während der Inquisition hingegen wurden waldensische Frauen und Männer verfolgt, gequält und sollten ihrem Glauben abschwören, die Frauen wurden der Hexerei angeklagt.

Immer wieder war es auch die Unterstützung und Solidarität durch protestantische Länder auf allen Ebenen (finanziell, politisch, geistlich und durch Aufnahme von Flüchtlingen), die dazu betrugen, dass es die Waldenser bis heute gibt. Von Seiten der Schweiz gibt es diese Solidarität noch heute.  (www.waldenserkomitee.ch)  

Eine Fahrt durch das Val Chisone und den Wintersportort Sestriere führte uns nach Turin, wo die Gruppe bei einer Stadtrundfahrt einen Überblick über die viertgrösste Stadt Italiens bekam.

Ein weiterer Reisetag war Torre Pelice, dem Hauptort der Waldenserkirche, gewidmet. Das Museo Valdese gibt einen Überblick über die gesamte Geschichte der Waldenser. Das Leitwort der Waldenser lautet: „Licht leuchtet in der Finsternis“ und wird in ihrem Wappen als Kerze, umgeben von 7 Sternen, dargestellt.

Ein Besuch im ökumenischen Zentrum Agape in Prali zeigte uns einen Schwerpunkt der heutigen Arbeit der Waldenserkirche: nach dem 2. Weltkrieg hatte man die Vision, dass sich an diesem Ort Menschen aus aller Welt begegnen sollten, um zu lernen, respektvoll und friedlich miteinander zu leben. Heute bietet Agape u.a. für Konfirmanden- und andere kirchliche Gruppen die Infrastruktur, um eigenen Seminare durchzuführen.

Der Gottesdienst in der reformiert schlicht gehaltenen Kirche von San Luserna di Giovanni am Sonntag wurde dank der Schweizer Gruppe von Alphornklängen begleitet. Dora Soller aus Arbon hatte es für diese Reise mitgenommen.

Ein Tag am Meer in Allasio brachte noch einmal strahlenden Sonnenschein. Das ****Sternehotel punktete mit eigenem Strandzugang, einem reichhaltigem Z´morge und feinem Nachtessen. Die Gesangsrunde auf der Promenade, begleitet von Anna Enz an der Gitarre, bildete einen wunderbaren Abschluss einer rundum gelungenen Reise – nur im Punkt Nachhaltigkeit kann noch nachgebessert werden.

Das wird auf den bereits geplanten weiteren Kirchgemeindereisen, die alle 2 Jahre stattfinden sollen, sicher noch eine Rolle spielen. Wir bedanken uns bei allen, die dabei waren sind und freuen uns schon auf die nächste Reise!

Martina Brendler

 

 

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